Seid Gegrüßt…
Jetzt geht’s so richtig los. Am Freitag werden Doris und ich unseren ersten Solotanz darbieten. Ihr wisst, einen Quickstepp. In der vergangenen Trainingswoche haben wir die Eindrücke der letzten (ersten) Sendung, bei welcher wir einen Mambo getanzt hatten, verarbeitet indem wir uns nochmal die Situation des Auftritts bewusst gemacht haben. Einen Tanz einzustudieren, ihn immer und immer wieder zu Proben und solange zu verfeinern bis er nahezu reibungslos läuft ist die eine Sache. Sich in der Situation wieder zu finden live vor der Kamera zu stehen und zu wissen, dass nicht nur ein voller Ballroom (im Studio selbst), sondern viele viele Menschen zu Hause vor den Tv-Geräten (inklusive Freunde, Verwandte und Bekannte:)) uns genau beobachten werden, ist die andere Seite der Medaille. Nervosität ist quasi vorprogrammiert und diese macht das ganze erst so richtig spannend. Ich weiß im Grunde nie ganz genau was passieren wird und in so einer Situation bemühe ich mich auch dem inneren Kritiker nicht zu viel (rede)Freiheit zu geben. „Fehler“ im Ablauf (ich meine damit in der Choreographie bzw. einzelne Schritten) sind mir dabei nicht so wichtig. Für mich zählt hauptsächlich unser Befinden während des Auftritts. Ich versuche der Nervosität und der Anspannung ihren Raum zu geben, wünsche mir zugleich aber auch, dass wir es schaffen unsere Freude und Lust am Tanzen zu zeigen. Locker bleiben trotz Anspannung… das klingt ziemlich widersprüchlich, ich weiß, aber langfristig gesehen ist dies – in jeder Staffel – ein übergeordnetes Ziel für mich. Da ich nun das vierte Mal dabei bin, hatte ich ja schon genügend Möglichkeiten dies zu üben und kann mir immer wieder selbst beweisen ob bzw. dass ich es schaffe dem Auftritt selbst genügend Aufmerksamkeit zu geben, um die eineinhalb Minuten auch genießen zu können. Dies versuche ich auch an meine zu trainierenden Tanzpartnerinnen weiterzugeben. Neben dem tänzerischen Training ist es mir also auch wichtig, ein ausreichendes Maß an Leichtigkeit zu vermitteln. Das ist nicht immer einfach, denn im Grunde kommt dieses leichte Gefühl erst im Laufe der Staffel (also von Sendung zu Sendung), aber mir hilft es schon dieses Thema immer wieder anzusprechen und Übungen diesbezüglich ins Programm zu nehmen, denn das „Einverleiben“ kommt dann mit der Zeit.
Wenn ich das „Locker werden“ üben möchte, erschaffe ich eine künstlich angespannte Situation. In so eine Situation kommen wir zum Beispiel, wenn wir so richtig fertig und ausgepowert sind und ich von Doris „verlange“ alles noch einmal zu tanzen. Andere Situation ergeben sich Beispielsweise auch wenn viele Menschen zusehen und ich Doris auffordere die Choreographie durchzutanzen. Die Aufmerksamkeit ist dann unter Umständen nach draußen gerichtet und da gehen erwünschte Trainingsziele (wie Haltung, entspannt bleiben, etc.) schon mal verloren. Anschließend reflektieren und weiter geht’s. Auch andere Übungen kommen zum Einsatz und bringen uns immer wieder dazu mehr bewusste Wahrnehmung für den Auftritt selbst zu bekommen. In solchen Situationen stelle ich mir allerdings auch öfters die Frage, ob dies mit meiner Vorstellung einer angemessenen Trainerhaltung übereinstimmt. Als Grundregel für diese Vorstellung gehört für mich eine Haltung, welche ich mit dem Wort Respekt definieren kann. Vielleicht kann man es auch als ein Wertschätzen der anderen Person bezeichnen, aber – ohne jetzt lange auf Worten herumzureiten – ist mir einfach wichtig, den Menschen mit dem ich zusammen arbeite wahrzunehmen und möglichst unvoreingenommen zu begegnen. Als Trainer ist das für mich nicht immer einfach, denn unser Trainingsalltag ist immerhin von meinen Einschätzungen und Interventionen geprägt und diese kann ich nur machen, wenn ich Situationen abschätze und Möglichkeiten finde um gewünschte Ziele zu erreichen. Ein möglicher Gedankengang, der mir nach einem „harten“ Training beim Reflektieren durch den Kopf geht, könnte so aussehen, dass ich mich frage ob ich Doris genügend respektiert habe. In meiner Beobachtung hatte ich vielleicht bemerkt, dass ihr die von mir gewünschte Übung nicht gefiel. Sie fühlte sich dabei sogar richtig unwohl und ich „verlangte“ von ihr weiter zu machen. Ich machte von meiner Position als Trainer gebrauch, und stellte „den Schüler/ die Schülerin“ ans Ende einer hierarchischen Beziehungsebene. Ich relativiere so einen Gedanken mit dem „Ja“ von Doris, welches sie mit der Teilnahme an der Sendung Dancing Stars auch irgendwie gegeben hat. Sie sagte ja zur Sendung, aber auch ja zum Training und letztlich auch ja zu den Auftritten vor der Kamera. Ich fasse es für mich dann so zusammen, dass mir Doris im übertragenen Sinne den Auftrag erteilt hat, sie zu trainieren und im gegeben Fall auch mal vor den Kopf zu stoßen um das Ziel – einen relaxten Liveauftritt – zu erreichen. Solche Dinge bespreche ich zwar vor und zwischen den Trainingseinheiten mit Doris, aber in solchen „engen“ Situationen sind die Gefühle (meist unfeine Gefühle) eben im Vordergrund und es liegt dann bei mir als Trainer das nötige Durchhaltevermögen an den Tag zu legen. Nicht zu vergessen ist dabei auch das Durchhaltevermögen von Doris, denn sie macht echt (fast) alles mit. Was mich im Grunde, über einen laaangen Umweg zur zusammenfassenden Aussage bringt: Unser Training läuft echt gut, wir haben (meistens) viel Spaß und Trainingserfolge kommen immer mehr zum Vorschein. Also seid gespannt:)!!
Dem morgigen Auftritt sehe ich entspannt entgegen und freue mich auf unseren zweiten Versuch, Leichtigkeit und Schwung in „unseren Tanz“ zu bringen. Wir geben alles um euch auch Teil haben zu lassen!!! An dieser Stelle erwähne ich noch, dass wir ab morgen von euren Votings abhängig sind, denn ab morgen zählt es auch für die Damen-promipaare. Es wird noch kein Paar die Sendung verlassen, aber nächste Woche, wenn alle zwölf Paare tanzen, werden die Ergebnisse von dieser und nächster Woche zusammen gezählt und dieses Ergebnis entscheidet dann wer gehen muss!! In diesem Sinne „drückt“ uns die Daumen.
Einen Gruß
G