Der „Fall“ Quickstepp

Einen Gruß an euch alle,
und allem Vorweg, danke ich euch für die unzähligen Nachrichten und Sms´n!! Ich versuche immer zu antworten, aber nach einer bestimmten Anzahl an Posteingängen entscheide ich mich dann mit dem Tippen aufzuhören. Wie jedes Jahr kann ich nur sagen, von euch zu lesen ist megamotivierend.
Über unseren „Fall“ werde ich euch jetzt gleich am Anfang berichten, da er für die meiste Aufregung bei uns gesorgt hat! Für alle die es nicht gesehen haben, wir sind nach ca. 30cec. Tanzvorführung gestürzt und das live auf Sendung. Wir hatten bis dahin sicher an die hundert Durchgänge (oder sogar mehr) in den Trainings getanzt und davon mindestens 20 Durchläufe im Studio. Oft hatten wir glatte Schuhe, oder waren schon

total fertig vom stundenlangen Proben, aber zum Sturz kam es kein einziges Mal. Was ist dann passiert? Tja, ein Tritt aufs Kleid und dahin war der Halt. Die für gewöhnlich griffige  Schuhsolen-tanzparkett-haftung war mit einem Mal dahin. Erhöhe ich den Druck über den Fuß, wird der halt normalerweise noch besser, aber in einer (durch den gelaufenen Teil) leichten Schräglage und dem Polyesterähnlichen Stoff zwischen Fläche und Schuh ging da nix mehr. Nun ist´s wie´s ist und es war auch überhaupt kein Problem. Meine Grundeinstellung drückte mir schon kurz auf das Gemüt, denn ich gehe nun mal davon aus, dass ich dafür da bin der Dame einen Rahmen zu geben. Zugleich aber erinnerte ich mich an meine eigenen Worte und Gedanken die zum Ausdruck bringen, dass die Perfektion also das „Alles-richtig-machen-wollen“ der Leichtigkeit und der Lockerheit Platz machen muss. Ein perfekter Auftritt  ist mir schon ein grundsätzliches Anliegen, (ist wahrscheinlich als Tänzer auch ein nötiges Ziel) aber eben nicht so wichtig wie das „gute“ Feeling, welches wir beim Tanzen haben können. Ich kam schließlich zu einem sehr positiven Schluss. Im Sturzfall beim Tanzen läuft die Musik ja weiter und wieder aufzustehen, in Haltung zu kommen, das Stück der verloren gegangenen Choreographie (die ja genau auf die Musik abgestimmt ist) einfach zu überspringen und gemeinsam wieder an der Stelle einzusteigen die gerade dran ist, verlangt echtes aufeinander einlassen. Es kam auch zu keiner spontanen Aggression dem anderen Gegenüber, (Vorwürfen, Verzweiflung, Klärungsdrang wer Schuld hat daran, etc.), oder irgendwelchen Diskussionen. Es war wie es war und wir machten das Beste daraus. Keine große Sache! Ist doch eine tolle Bilanz, oder nicht?! Ein zweites Mal live zu tanzen war dazu eine super Sache. Zwei Quickstepps hintereinander sind zwar eine echte Herausforderung, aber die Möglichkeit auf eine zweite Chance haben wir uns dann auch nicht entgehen lassen.
Da ich auch ganz viele Nachrichten bezüglich der Bewertung von Balazs bekommen habe, schreib ich hierzu auch noch was. Ob ich die Kritik und die Bewertung persönlich nehme, oder ob mich das kränkt? Nein! Ich erkenne die Jury als Teil der Show an und akzeptiere die Meinung der Juroren. Dass es dabei einen „Bösewicht“ gibt, der wenig reflektiert und direkt (mehr oder weniger) seine Meinung preisgibt, ist nun mal ein Bestandteil des Formats „Dancing Stars“. Ich bin als Tänzer auch solch eine Kritik gewöhnt, denn in meinem eigenen Training und in den Tanzstunden die ich selbst nehme sind Trainer auch sehr direkt und das kann ebenfalls schon mal ganz schön hart klingen. Im Fall Balazs ist das Ganze nicht so schwerwiegend. Seine Meinung ist (so empfinde ich es) sehr stimmungsabhängig. Mal so und mal so, aber er nimmt sich kein Blatt vor den Mund und sagt was er sich denkt, das hat auch was! Da Doris eine völlige Anfängerin ist beginnen wir bei null, natürlich rein tänzerisch gesehen, und hohe Jurybewertungen werden wir uns erst verdienen müssen. Das weiß ich, das weiß Doris und dass ist für uns ja gerade die Herausforderung und für euch vielleicht das Interessante an uns und unserer Entwicklung. Ich möchte nicht sagen, dass wir mit einer niedrigen Punktezahl rechnen, aber uns ist bewusst, dass es jetzt mal weniger Punkte geben wird und mit der Zeit – wenn unser Tanz sich entwickelt – wird auch die Punktezahl steigen (hoffe ich zumindest:)). In der Situation selbst, also direkt vor der Jury, bemerke ich schon mal Ungereimtheiten, oder leichten Ärger in mir, aber das hat oft auch mit der Situation zu tun. Ich meine damit, dass ich als Trainer und mittlerweile auch als ein Freund von Doris, einen Art Beschützer-Instinkt entwickle. Dieser macht mir dann ein wenig Stress und stößt mich an unreflektierte zu sein und bewertende Gedanken zuzulassen. Das Ergebnis dabei ist dann eine leicht verärgerte Grundstimmung, die aber schnell wieder verfliegt, sobald ich mir bewusst mache, dass das alles „Part oft the Show“ ist und ganz einfach dazu gehört. Werde ich gleich anschließen gefragt (das kommt oft in Interviews direkt nach dem Auftritt, hinten im Backstage-bereich vor), ob mich die Jurywertung stört, würde ich sicher sagen, dass es nicht angenehm ist. Trotzdem ist es auf längere Sicht gesehen nicht so schlimm!

Die letzte Sendung war diesbezüglich allerdings ein spezieller Fall. Ich war etwas verwirrt, denn in einer solchen Ausnahmesituation hätte ich mir schon ein etwas erweitertes Feedback gewünscht. Uns mit der Aussage abzuspeisen, dass der zweite Auftritt (nach dem Sturz) zwar durchging, aber um kein bisschen besser war, empfand ich – speziell in dieser besonderen Situation – als einseitig bzw. einfach zu wenig. Ein seltener oder sogar Premierenfall bei Dancing Stars. Ein Paar kommt zum Sturz, schafft es aber die „Horrorsituation“ (die wir im Grunde alle im Vorfeld irgendwie haben) zu überstehen. Ich wünschte mir (auch für Doris) ein paar erkennende Worte. Ich schreibe jetzt absichtlich erkennende und nicht anerkennende Worte, da es mir in dieser Situation nicht um ein Lob, sondern um eine Wertschätzung ging, bzw. um ein anerkennen der

seltenen Situation. Gerade Balazs, der selbst auf diesem Parkett stand wusste wie schwierig es ist, so einen Ausrutscher zu meistern und hätte seinen „Text“ ruhig etwas anpassen können. Geärgert habe ich mich allerdings auch nur kurz, denn so wies aussieht hat der Sturz nicht nur uns überrascht :). Spontan darauf zu reagieren und das geplante Konzept rhetorisch etwas  anzupassen ist in dieser Situation wahrscheinlich auch nicht so einfach. Ich kann also Zusammenfassend sagen, dass es nicht unbedingt angenehm ist negative Kritik zu empfangen, ich es aber ganz gut nehmen kann. Es schafft für uns im Grunde einen kleinen Raum in dem wir unsere Leistung Woche für Woche messen können.

Diese Woche steht Samba auf dem Programm. Wir trainieren fleißig und der neue Modus – pro Choreographie nur noch maximal fünf Tage Zeit zu haben – hat es in sich. Am Samstag hatten wir uns eine Pause gegönnt. Das musste auch sein, denn ich wollte unbedingt zu meiner Familie nach Tirol fahren. Ich vermisse sie so sehr und ich hätte tatsächlich keinen Tag länger warten wollen. Ein intensiver Tag mit Tanja und Matteo ist dann zwar auch wieder zu wenig, aber immerhin ein Tag. Ich sag´s euch, ich lerne gerade wieder

die Zeit zu schätzen. Auch Doris hat ihren freien Tag genossen und somit hat uns die Pause etwas gebracht und nix genommen. Heute (Montag) haben wir die Choreographie endgültig fixiert und auch schon (ganz geheim) im Studio ansatzweise durchgetanzt. Das ist immer ganz fein, denn dann gewöhnen wir uns schon mal an die Richtungen und an die Schrittlängen. Ich erkenn auch schon weitere Fortschritte  am Tanz von Doris und freue mich sehr, wenn wir Schritt für Schritt weiter kommen. Seid gespannt, am Freitag werden wir mit Bounds-action und Promenade-runs über die Fläche fegen.  Diese Woche geht’s zu dem sozusagen „richtig“ los. Ein Paar muss die Sendung verlassen und das macht das Ganze jetzt noch spannender. Wir denken – jetzt zumindest noch – gar nicht viel darüber nach. Ich hoffe das bleibt so, denn so ist das gemeinsame Training viel entspannter und Stress haben wir ohnehin so schon genug.
Jetzt werde ich diesen Text mit einem Gruß an euch beenden! Ich bedank mich nochmal für eure mentale Unterstützung (das tut so gut) und wünsch euch eine gute Nacht!
G

2 comments on “Der „Fall“ Quickstepp”

  1. Michaela

    Scheinbar liegt nicht nur mir der Quickstepp nicht besonders. Na wenigstens habt ihr mit eurem Sturz die Aufmerksamkeit der Fernsehzuschauer gleich beim ersten Solotanz auf euch gezogen, ha ha. Beim Samba wird Doris‘ Kleid ja kürzer sein, somit sollte beim nächsten Mal zumindest diese Gefahr gebannt sein ;-)

    Ich hoffe ihr lasst euch dadurch und durch die schlechte Jurywertung nicht entmutigen und ihr konntet an eurem freien Tag genug Kraft tanken, um für die weiteren Trainings fit zu sein. Die Juroren scheinen manchmal zu vergessen, dass sie in dieser Show keine Turniertänzer beurteilen, sondern Menschen die teilweise mit Tanz bisher wenig bis gar nicht in Berührung gekommen sind und dafür machen die meisten ihre Sache recht gut finde ich.

    Ich drücke also die Daumen, dass es beim nächsten Mal besser klappt.

    Liebe Grüße aus NÖ
    Michaela

  2. Alexandra Guggenbichler

    Hallo Gerhard!
    Da ich leider an die couch gefesselt bin – Schiunfall :( – kann ich mich nun mehr als sonst mit Dancing stars beschäftigen, auch im Internet. Habe sogar den Auftrag von meinem Schatz Gerhard ich muß die Show aufnehmen, damit er nichts versäumt. Mich freuts, dass er nun sich doch ein wenig für Tanzen interessiert, und möchte mich bei dir bedanken, denn deine Art wie du mit Menschen umgehst hat dazu sehr beigetragen. Alles, alles Gute, viel Glück und Durchhaltevermögen und ein „dickes Fell“, die Rattenberger Daumendrücker Alexandra u. Gerhard

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