Ich Grüße Euch!
Es hat wieder ein wenig gedauert, aber wie ihr euch vorstellen könnt, geht es jetzt erst richtig ab. Die letzte Trainingswoche war ziemlich aufwendig. Wir haben für unseren Jive viel trainiert, bis alles im Kasten war. Erst die Story, dann die ganzen Schritte und Choreographieabschnitte und schließlich die Hebefiguren. Resümee: alles ging gut:)!! Anhand eurer Rückmeldungen bekam ich (bekamen wir) natürlich die aussagekräftigste Kritik überhaupt, was uns das Lächeln und Glücklich sein nicht mehr schwer machte! Danke euch allen!! Erneut ist es mir ein Anliegen zu erwähnen wie wertvoll mir eure Nachrichten sind und wie motivierend diese auf mich wirken!! Auch wenn ich nicht viele davon wirklich persönlich beantworten kann, sind sie alle am Glücksmoment meiner „After-Show-Situation“ beteiligt!!
Wie ich euch schon öfters erzählt habe ist das mit den Glückshormonen bei Dancing Stars so eine Sache. Ab dem Zeitpunkt nach der Sendung, an dem feststeht, wer weiter ist und wer nicht gibt’s für die Weitergekommenen erst mal eine anständige Portion Freude:)!! Juhuu! Dann, ca. eine Stunde später, nachdem wir umgezogen und Makeup-befreit im Atrium die letzten Pressefragen beantworten und noch ein wenig plaudern, bekommen wir die „neue“ Musik für die folgende Woche. Für mich ist das meistens der Moment, wo alles von vorne beginnt. Im aktuellen Fall ist der Jive so gut wie vergessen, auch die Freude übers Weiterkommen rückt allmählich in den Hintergrund, denn, meine Choreographenräder beginnen sich nun zu drehen und mein Hirngetriebe fährt langsam wieder hoch. Wie ist der Titel, was für eine Geschichte passt dazu, wie ist das Tempo, wo sind die musikalische Highlights und so weiter. Alles Fragen, die ich noch in derselben Nacht versuche zu verarbeiten. Am Samstagmorgen ist es dann soweit: die vergangene Woche ist Geschichte! Alle Aufmerksamkeit gilt dann der neuen Trainingswoche. Wenn ich mir das jetzt mal kurz durchlese, wird mir wieder klar wie Höhen- und Tiefenbestickt die einzelnen Wochen im ORF überhaupt sind. Das ist Showgeschäft:)!
Eine Frage bezüglich unserer Jive-Show tauchte – bezüglich der Wahl unserer Flughafen- bzw. Pilotengeschichte – auf. Ob wir eine Anspielung auf Niki Laudas Kritik an Noras Teilnahme bei Dancing Stars machen wollten. Wie soll ich das beantworten?? Mich hat die Kritik von Herrn Lauder lediglich dazu inspiriert, das Thema zur Sache zu machen. Ich mache das generell gerne, wenn ich merke, dass etwas ansteht. Ich spreche einfach darüber. Für unsere Show war es einerseits ein netter Werbegag und andererseits ein Zur-Sache-machen. Kein frecher Hintergedanke oder gar eine Kampfstrategie. Ich wollte die gegenwärtige Situation einfach nützen etwas Witziges zu präsentieren. Wo wir gerade beim Jive sind. Nach unserer intensiven Jive-Zeit wäre mal Urlaub angesagt gewesen. Die Luft ist raus und das Training am Samstagvormittag war – wie soll ich sagen – Spaß frei:)! Das zieht sich jetzt schon die ganze Woche so hin und macht das Arbeiten echt zur Herausforderung. Warum ist das so, war eine Frage im Interview. Ich denke es ist eine Mischung aus vielen Kleinigkeiten. Wie gesagt jetzt, nach beinahe zwei Monaten Training und nach der dritten Sendung kommt vielleicht so ein „ich brauch mal Urlaub Gefühl“ an die Oberfläche. Dazu kommt, dass Nora nicht besonders ein Fan vom Slow Fox ist und die Schritte nur allmählich reinflutschen. Dieser Tanz ist so langweilig, sagt sie immer wieder. Wenig Platz für Showelemente, keine großen Highlights …. ganz einfach Tanzen:)! Ein bisschen angeschlagen (krankheitsbedingt) sind wir auch beide und überhaupt!! Umso mehr freut es mich aber, wie Nora am Ball bleibt. Dieser Tanz gefällt ihr einfach nicht. Er ist schwierig und irgendwie so zäh. Wie auch die Grundschritte, zieht sich alles in die Länge und ich schaffe es nur sehr langsam, Tanzelemente zu finden die Nora so richtig begeistern. Dennoch geht aber etwas weiter. Sie, wir kämpfen Sprichwörtlich weiter, um Freitagabend mit einer Show zu begeistern. Irgendwie finde ich es auch ganz nett, dass Nora mittlerweile fast schon darauf besteht, eine Story im Rahmen unseres Tanzes zu erzählen. Sie geht dabei voll auf. Und wenn wir – so wie diese Woche – erst mal an Grundschritten und Technik feilen dann ist sie wie ein kleines Mädchen. Sie mag dann nicht unbedingt, muss ständig aufs Klo und so weiter. Das ist jetzt bildlich gesprochen und nicht böse gemeint (falls Nora das auch lesen sollte:))! Heute entstand aus allen Teilen – die wir bis dahin hatten – eine komplette Choreographie und zusätzlich wurde eine kleine Geschichte rund um den Tanz geboren. Schwups, kam das Lächeln zurück. Einmal machen wir es noch und noch einmal und noch einmal…. so schnell geht es und wir sind wieder voll belebt!! Morgen wird alles gefestigt und feingeschliffen. Am Donnerstag sind dann die ersten Studioproben (im originalen Ballroom) und am Freitag gibt’s intern noch eine Generalprobe, kurz vor der Show. Diese Proben im Studio sind echt wichtig. Dabei verliert man diese extreme Nervosität. Das ist nicht diese gesunde Aufregung, die einen Auftritt belebt, sondern es ist dieser zittrige unangenehme Zustand der für Fehler und Missgeschicke sorgt. Ich lasse bei solchen Proben immer ein Stückchen „Energie“ zurück auf der Fläche. Das klingt komisch, aber es erleichtert mir das Ankommen beim Liveauftritt! Ich mache mir bewusst, dass ich im Raum bin. Das ich da bin. Und wenn ich die Fläche nach der Probe verlasse, bleibt ein Teil (wie eine Hülle von mir) zurück in welchen ich dann beim Auftritt einfach hineinschlüpfe. Irgendwie bin ich dann schneller DA. Das ist so ähnlich wie bei Workshops von mir, wo ich den TeilnehmerInnen oft bewusst mache, dass es echt etwas bringt, wenn man sich die Zeit zum Landen nimmt. Ankommen! Da sein, wo man gerade ist. In Situationen in denen sich Nervosität bemerkbar macht (zum Beispiel bei Vorträgen, oder Reden, etc.) kann das bewusste Landen am Boden, also das spüren des Gewichts auf beiden Fußsohlen eine echte Hilfe sein.
Jetzt gibt’s noch eine Erklärung zur Überschrift: Mein Konzept ist kein Konzept.
Mit einem Menschen zusammen zu arbeiten und das noch so eng und für einen längeren, intensiven Zeitraum ist immer eine echte Herausforderung für mich. Das hat mir mein Satz in der letzten Sendung wieder vor Augen geführt: „Mein Konzept ist, kein Konzept!“ Klar habe ich ein Konzept! Dieses dreht sich allerdings ganz generell um Grundeinstellungen. Ich kann euch jetzt nicht aufzählen welche einzelnen Schritte, am besten noch der Reihe nach, zu erfüllen sind, um zu einem (hier tänzerischen) Ergebnis zu kommen. Und das meinte ich auch mit diesem Satz. Kein Konzept, aber eine Grundeinstellung. Diese Grundeinstellung bezieht sich viel mehr auf meine generelle Lebensphilosophie. Ich mache mir darüber Gedanken, warum Dinge so sind, wie sie sind. Ich höre hin und schaue zu was so geschieht und versuche dabei zu beobachten, in welchem Zusammenhang die Ereignisse stehen. Natürlich habe ich auch viele Lehrer und Trainer an meiner Seite, die mich immer wieder inspirieren und auch dazu verführen die Dinge einmal anders zu betrachten. Aber: ich mache mir auch immer wieder bewusst, dass einer der besten LehrerInnen oft jene Situationen sind, in denen man sich gerade befindet und in denen man eigentlich einen/eine LehrerIn benötigen würde.
Im Fall Dancing Stars Kapitel Buster/Egger wird mir das auch immer wieder bewusst. Hier könnte ich mit dem Konzept, welches ich bei Mirna Jukic in der letzten Staffel Dancing Stars angewandt habe, nichts oder nur wenig erreichen. Klar rutsche ich auch immer wieder in Situationen hinein, in denen ich stur glaube, dass etwas in der Arbeit mit Nora funktionieren muss, nur weil es schon mal bei einem anderen Menschen funktioniert hat. Aber genau hier greift die Erkenntnis von „keinem Konzept“! Grundwerte wie Vertrauen, Respekt oder (vorerst passive) Aufmerksamkeit sind – meiner Meinung nach – absolut notwendig. Strategien und Konzepte über einen bestimmten Ab- oder Verlauf von Trainingsstunden sind dagegen völlig sinnlos oder zumindest nicht immer brauchbar (zumindest in meinen Trainings mit Menschen). Nora ist in diesem Zusammenhang nicht einfach für mich. Im Grunde möchte ich damit sagen, dass die Arbeit mit Nora nicht bequem ist. Sie fordert mich bis ins Letzte. So weit, dass ich mir denken könnte: „Es gibt halt auch Menschen, mit denen es nicht klappt“! ABER: Dieses Fordern macht aus dieser Trainingssituation auch eine ganz besondere Situation! Würde ich mich auf ein vorgefertigtes Konzept berufen, noch dazu ein kluges, wertvolles Konzept, welches echte Erfolgschancen verspricht, dann könnte ich das in vielen Fällen anwenden! Ich wäre ein toller Trainer. Im Fall Buster/Egger würde ich höchstwahrscheinlich nicht viel erreichen, was ja auch in Ordnung wäre. Genau an diesem Punkt aber, möchte ich euch wissen lassen, dass diese „Kein-Konzept-Sache“ etwas hat. Ich selbst würde von mir behaupten ein reflektierter Mensch zu sein, also jemand, der immer wieder darauf (zurück-)blickt was er getan hat und macht. Mir ist das sehr wichtig und trotzdem passiert es mir immer wieder, dass ich jemandem etwas überstülpen möchte. Ich verliere dabei nicht unbedingt meine Grundwerte (Achtung, Vertrauen, etc.) aber irgendwie führen meine Interaktionen – in so einem Fall – zu keinem befriedigenden Ergebnis. Warum ich euch das erzähle? Weil mir bewusst geworden ist, dass nicht alle Arbeiten unbedingt bequem sind, aber sehr wichtig für die eigene Entwicklung sein können. Diese Begriffe wie bequem und angenehm habe ich vor ca. einem Monat gehört. Roland Düringer hat im ORF Club 2 bezüglich seiner Wutbürgerrede an der Diskussionsrunde teilgenommen und erklärt, dass nicht alles was wir machen unbedingt bequem sei. Er sagte, dass das anpflanzen von Gemüse im eigenen Garten nicht so bequem ist, wie ein kurzer Einkauf in einem klimatisierten Supermarkt mit elektrischen Türen und einer Feinkosttheke. Ich habe es so verstanden, als wenn er sagen wollte das nicht alles im Leben unbedingt bequem ist, aber auf Dauer (also auf das ganze Leben gesehen) trotzdem angenehmer sei und vor allem glücklicher mache als so manche schnelllebige und bequeme Alltagshandlung. Ob ich das richtig verstanden habe weiß ich nicht, aber eines hat es in mir ausgelöst: die Idee davon, den Begriff „bequem“ von dem Begriff „angenehm“ zu unterscheiden. Dadurch bin ich auch zu dem Schluss gekommen, dass eine Lebenssituation (zum Beispiel ein Tanztraining) nicht immer unbedingt bequem sein muss, damit es langfristig gesehen für mich ein angenehmes Erlebnis werden kann.
Zusammengefasst: Die Zeit mit Nora bei Dancing Stars macht mir Spaß. Ich arbeite gerne mit ihr und bin froh, dass ich sie als Partnerin zugeteilt bekommen habe. Die Arbeit mit ihr ist nicht immer bequem! Manchmal kann ich ihre Denkweise nicht ergründen und auch ihre Reaktion auf unterschiedliche Situationen nicht immer nachvollziehen. Es kommt zu Diskussionen und Streits genauso wie zu angenehmen und witzigen Momenten in denen nur gelacht und geblödelt wird. Alles in allem aber ist es eine angenehme Erfahrung für mich. Die Erkenntnis dabei kein vorgefertigtes Konzept anzuwenden um Tanzerfolge zu erzielen, ist hierbei sicherlich eine förderliche Sache und zugleich bestärkt dies meine Grundeinstellung in Bezug auf die Arbeit mit Menschen.
Nun sende ich euch noch einen Gruß
G
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