Ich Grüße euch!
Nun habt ihr aber lange warten müsse, bis ich endlich mal einen Bericht online stelle! Die Zeit beginnt zu rennen. Die Trainingstage verfliegen und es wird jetzt meistens abends oder sogar nachts bis ich aus dem ORF raus komme. Sobald die Gruppentänze dazu kommen wird’s echt stressig. Mindestens zwei zusätzliche Proben pro Woche. Dabei treffen wir uns aber alle gemeinsam und das ist echt eine coole Sache. In diesen zwei Wochen wachsen wir richtig zusammen. Alle ziehen an einem Strang. Die Kleinen Schauspielszenen zu Beginn der Gruppenchoreos machen dabei besonders viel Spaß. Jeder/Jede schlüpft dabei in eine Rolle und wir schaukeln uns dabei gegenseitig hoch. Echt super, kann ich nur sagen.
Das Zusammenarbeiten mit Nora macht jetzt auch richtig Spaß. Wir sind nun an dem Punkt, wo wir fast reibungslos als Team funktionieren. Beide haben wir uns aneinander angepasst (ich denke zwar, dass ich mich mehr angepasst habe als Nora, aber das gleiche wird sich wahrscheinlich Nora umgekehrt denken:)) und zusammen erarbeiten wir Woche für Woche unsere Shows. Nora beginnt immer mehr Wünsche zu äußern (hauptsächlich wünscht sie sich Hebefiguren) und ich versuche dann diese mit meiner Vorstellung von Tanz und Performance zu vereinen. Der Spaßfaktor ist dabei einer der wichtigsten Faktoren. Wenn Nora Spaß beim Arbeiten hat und ihr die Dinge – die wir dabei einstudieren – gefallen, dann geht gleich viel mehr (was ja im Grunde bei den meisten Menschen so ist). Dazu kommt, dass ich allmählich sowohl die Trainingsintensität, als auch die Trainingsdauer erhöhe und somit können wir immer kniffligere Choreographien erarbeiten. Ich Teile mittlerweile unsere Show so auf, dass ich grundlegende Elemente der verschiedenen Tänze ganz einfach Nora abverlange. Dabei baue ich immer wieder Showelemente dazwischen ein (diese dienen uns auch praktischerweise als Übergänge zwischen den einzelnen Choreographie-Teilen) und achte dabei darauf, dass es Elemente sind die Nora liegen, Spaß machen und gut aussehen lassen. Am Ende gibt’s dann noch eine große Show. Damit meine ich eine Hebung mit einer kleinen Vorgeschichte wie z. B. ein Zusammenlaufen, Herumwirbeln, Drehen, oder was es halt sonst noch so gibt. Mir ist immer wichtig, dass es eine fließende Geschichte wird. Durch die Anforderungen der einzelnen Phasen unserer Performance stelle ich auch ganz unterschiedliche Herausforderungen an Nora. Dabei kommt mein Trainerherz auch zum höher schlagen, denn dabei fordere ich sie ohne dass ihr das so richtig bewusst ist. Dieses unbewusste Lernen ist letztlich auch ein zweites Ergebnis (oder für mich manchmal das eigentliche Ergebnis). Ich meine das so: eine Show einzustudieren, die dann am Freitagabend funktioniert und dem Publikum Spaß macht, ist doch schon mal ein super Ergebnis. Das durch die Anforderungen auch noch Körper und Geist (und Seele) auf Vordermann/Vorderfrau gebracht wird ist doch so richtig Klasse. Ich trainiere mit Nora nicht grundlegende Tanzelemente ein und verfeinere diese bis daraus eine Choreographie entsteht. Zu langweilig für Nora!:) Wir erstellen eine interessante und schafbare Schrittfolge mit Hebungen usw. und beginnen dann diese so auszuarbeiten, dass die dazu nötigen körperlichen Aspekte trainiert werden. Durch den Umgang mit dem Körper und dem Gegenüber (Tanzpartner_in) kommt es auch zu viel mehr als nur rein körperlichem Training, was aus dem Tanztraining ein regelrechtes Rundherum-Training macht! Mir fällt dabei auch auf, dass mittlerweile die von mir vorgeschlagenen Schritte und Figuren auf Anhieb funktionieren. Ich meine damit, dass wir am Samstag (nach der Sendung) im sozusagen ersten Training der neuen Woche immer Tanzelemente ausprobieren die ganz gut passen könnten. Jetzt sind wir soweit, dass ich Elemente vorschlage und Nora sie sofort (mehr oder weniger) drauf hat. Für mich ist ganz klar, dass Nora einfach von Woche zu Woche aufnahmefähiger und tanzerfahrener wird und schneller lernt bzw. umsetzt. Außerdem glaube ich auch, dass ich (womöglich ganz unbewusst) den Körper von Nora und ihre Bewegungsabläufe schon so gut kenne, dass ich ganz automatisch Elemente verwende die „perfekt“ passen.
Ihr seht, lernen auf beiden Seiten!!! Was mich zu einer weiteren Beobachtung bringt! Heute gibt’s viel zum Lesen:)! Wem es zu viel wird sende ich an dieser Stelle einen Gruß.
In der Trainingszeit mit Nora ist es auch oft zu Situationen gekommen, dass Menschen (Fotografen, Pressemenschen, etc.) die unser Training beobachtet hatten, die Frage an mich gestellt haben, wie ich denn das nur aushalten kann. Das waren meistens Situationen in denen Nora wirklich mal gar nichts verstanden hat und zudem vielleicht auch noch ein bisschen unwillig, oder antriebslos war. Sie muss dabei dann wohl sehr zickig oder anstrengend gewirkt haben, das wirkt dann auch so, als wenn sie das alles absichtlich machen würde. Ich daneben, als geduldiger und engagierter Trainer, bekomme wohl solch eine Frage dann als „Geschenk“ überreicht, welches ich auspacken und mir umhengen könnte. So nach dem Motto du Armer. Ja, ich gebe zu das so etwas sehr verlockend ist. Ich, der Arme, der Angestrengte der Missverstandenen. Aber nein. So sehe ich das nicht. Gar nicht!! Denn eines ist mir bewusst und durch die Arbeit mit Nora wieder erneut sehr bewusst geworden: die leichteste Reaktion auf eine schwierige Situation ist wohl die Aussage: „…den/die mag ich nicht!“ oder „…die/der ist blöd!“ oder sonst etwas. Ich allerdings sehe solche Situationen als Chance – als Übungs-Chance. Ich kann dabei üben anzunehmen. Was meine ich damit: wenn ein Mensch so ist wie er ist und ich damit nicht wirklich umgehen kann, ist es wahrscheinlich, dass ich darauf mit Ablehnung reagiere. Meiner Meinung nach eine einfache Form diesbezüglich ist das aus dem Weg gehen, oder das Meiden der jeweiligen Person. Andere Formen könnten schimpfen, streiten, sich aufregen, oder sonst etwas sein. Im Grunde eine akzeptable Bewältigungsstrategie. Im Fall Dancing Stars sind aber zwei Menschen (ob sie sich leiden können oder nicht) regelrecht aneinander gekettet:)! Meiden geht da grad nicht und schimpfen, streiten, oder sonst was führt zu nicht viel. Und da kommt jetzt meine Übungschance! Nun kann ich üben, dass ich einen Menschen – der sich nicht so verhält wie ich mir das gerade vorstelle, oder wünsche – ganz einfach akzeptiere. Ich schreibe das ein wenig provokant, da ich im Laufe der Dancing Stars Zeit viel über das Thema Person und Verhalten nachgedacht und gelernt habe. Wenn sich jemand nicht so benimmt, wie man selbst das gerne hätte, führt das oft zu Problemen. Mir fällt dabei ein Satz ein, den einmal ein Therapeut zu mir gesagt hat, bei dem ich zur Supervision ging: „Schau Gerhard, wenn sich die Jugendlichen blöd benehmen und du das als verletzend empfindest, oder sie sogar richtig verachtest dafür, dann mach dir bewusst, dass du nicht die Person die vor dir steht verachtest, sondern lediglich das Verhalten dieser Person!“ So ungefähr hat er das damals gesagt. Ich arbeite oft mit Jugendlichen und da kommen Aussagen die unter der Gürtellinie sind, oder (nach unseren Maßstäben) „blöde“ Aktionen öfters vor. Mein Supervisor hatte mir damals den Tipp gegeben, die Person von dem jeweiligen Verhalten getrennt zu betrachten. Es könnte sich dann eine Situation ergeben in der mir bewusst wird, dass ich die Person an sich gut leiden kann. Das was mich allerdings an dieser Person stört ist lediglich das jeweilige Verhalten. Ihr denkt euch jetzt vielleicht: alles Psychozeugs, was soll das jetzt? Aber überlegt mal wie oft wir in unserem Leben in Situationen sind, wo genau so etwas vorkommt. Wir mögen jemanden nicht, kommen aber aus irgendeinem Grund nicht aus und „müssen“ mit dieser Person Zeit verbringen (manchmal ist es ja sogar so paradox, dass man genau mit solch einer Person Zeit verbringen möchte). Dann kann diese Überlegung wirklich hilfreich sein. Wenn ich oben schreibe, dass ich in der Dancing Stars Zeit viel darüber nachgedacht habe, dann meine ich, dass mir die Bedeutung dieser Person/Verhalten Sache richtig bewusst geworden ist. Vielleicht denkt ihr euch jetzt: aber das Verhalten geht ja immer von der jeweiligen Person aus und somit gehört das unweigerlich zusammen! Das mag schon sein, aber wenn ich nun reflektiert damit umgehen möchte, dann hilft mir die Vorstellung einer Trennung von Verhalten und Person. Denn das Verhalten ist in gewisser Weise auch immer meiner Interpretation untergeordnet was bedeutet, dass ein Verhalten für mich richtig oder falsch bzw. angenehm oder unangenehm sein kann. Möchte ich jetzt an einer unangenehmen Situation etwas ändern (also diese nicht meiden oder als unlösbar bewerten) dann fällt es mir – mit so einer Überlegung im Hinterkopf – einfach leichter bei mir zu bleiben. Zu erkennen, dass das als unangenehm erlebte Benehmen anderer, oft von meinen eigenen Vorstellungen und Gedanken abhängig ist. Zu Ende gedacht ergibt sich für mich dann eine Situation in welcher ich mich selbst Fragen muss: wie möchte ich eigentlich, dass sich mein Gegenüber verhält? Geschieht diese Überlegung, bin ich plötzlich ganz bei mir. Ich beschäftige mich nicht mehr mit dem Fehlverhalten der anderen, sondern bleibe bei mir und denke darüber nach was ich „eigentlich“ möchte. Und ich komme nochmals zum Übungseffekt zurück: im Normalleben komme ich immer wieder in solche Situationen, aber meide sie grundsätzlich zu Gunsten dessen, mein Zeit mit angenehmen Situationen zu füllen. Treffe ich dann mal auf unangenehme Situationen, sind diese meistens nicht lange genug um zu üben. Die Zeit bei Dancing Stars bietet mir da genug Übungsraum. Ich möchte nicht sagen, dass ich da ständig mit unangenehmen Situationen oder Menschen konfrontiert bin, aber in der langen Zusammenarbeit mit einem Menschen (noch dazu so nahe) kommt es schon zu sehr vielen unterschiedlichen Verhaltenssituationen. Mit Nora gab es schon – öfters als in anderen Situationen – unangenehme Momente. Manchmal war ich sogar regelrecht ratlos. Aber mit Hilfe dieser Überlegung und der langen Zeit die wir dort gemeinsam verbringen, konnte ich diese Situationen tatsächlich (für mich) ändern. Lest noch mal nach (ich hab´s gerade getan:)) einer der ersten Sätze war: Das Zusammenarbeiten mit Nora macht jetzt auch richtig Spaß. Und so ist es auch. Heute, oder vorgestern (wann auch immer) gab es Situationen die nicht super angenehm waren, aber ich habe gelernt, das Verhalten zu akzeptieren und dabei nicht die netten Seiten zu übersehen. Wenn ihr das Foto oben noch mal genau anschaut und auf das Lächeln von Nora achtet, dann könnt ihr euch vielleicht vorstellen wie einfach es ist über unangenehme Situationen hinweg zu sehen und Freude mit einem Menschen und an der Arbeit mit ihm/ihr zu haben! Dieses Nachdenken über Verhalten und solche Themen hat mir zum Beispiel folgendes gezeigt: den ganzen Tag bekommt Nora von mir zu hören was sie zu tun hat. Beine gerade, Kopf hoch, nicht so schnell, mach doch mal weiter, bleib stehen jetzt nicht, dreh dich um und jetzt spring hoch. Wenn ich das lese nervt es mich selbst schon. Ihr sagt vielleicht ist ja klar, du bist ja der Tanztrainer. Ja das stimmt, aber trotzdem nerven solche Ansagen auf Dauer. Egal wie einfühlsam und sorgfältig ich meine Worte wähle, am Ende sind es eine Reihe von Forderungen die ich einem anderen Menschen abverlange. Das es da zu einem dementsprechenden Verhalten kommen kann (das eben nervt; nicht einfach zum Handhaben ist; manchmal faul oder träge wirkt; etc.) ist doch mehr als verständlich. In der Zusammenarbeit mit Nora hätte wahrscheinlich jeder Versuch die Sache einfach durchzuziehen – ohne Rücksicht auf Verluste und lediglich mit dem Focus auf die Freitagabendshow – zum Scheitern geführt. Die Betrachtungsweise, welche unsere beiden Wahrnehmungen und unsere gemeinsamen Lernerfolge miteingeschlossen hat, war dabei sicherlich hilfreich!
Ich fasse mal Zusammen: Die Arbeit in diesem Jahr bei Dancing Stars war und ist nicht immer einfach für mich, aber macht mir irrsinnigen Spaß. Nicht zuletzt dadurch, weil mir (mehr als sonst) bewusst geworden ist, dass die Arbeit mit Menschen nicht immer perfekt und angenehm sein muss um Spaß zu machen. Die Bewertung des Verhaltens der Anderen ist sehr oft von den eigenen Vorstellungen und Wünschen abhängig. Das zu wissen fällt jemandem, der Erziehungswissenschaft studiert hat vielleicht nicht schwer (warum habe ich wohl jahrelang die Uni besucht), aber es zu erfahren, es zu be- „greifen“ ist echt ein Erlebnis. Das tolle dran ist, dass es ja jetzt bereits ein Ergebnis gibt. Nora und ich haben uns – bis jetzt schon mal – in die siebte von zehn Sendungen vorgetanzt und vielleicht geht’s ja noch ein paar Runden weiter?! Und das wäre mit einer verkrampften und eingefahrenen Einstellung sicherlich nicht möglich gewesen. Ich denke das, weil ich glaube, dass ihr uns ansonsten niemals Woche für Woche weiter gevotet hättet. Ja wahrscheinlich hättet ihr außer Streitsituationen und Resignation nicht viel zu sehen bekommen und das wäre vermutlich nicht gut gegangen. Was zwischen den Zeilen auch noch heißen soll: Danke für eure riesen Unterstützung!!! Dank euch habe ich (bis jetzt) so viel Zeit zum Üben bekommen :):)!!
Einen Gruß
G
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