Kein Stress

Hallo an alle!

Das Training läuft! Wir haben aber noch viel Arbeit vor uns. Nora ist wirklich eine Tanzanfängerin. Damit meine ich, dass ich (ohne sie auszulachen) echt oft lächeln muss, wenn ich beobachte wie sie Tanzschritte und Übungen ausführt. Sie nimmt dies aber ohne sich zu ärgern. Das ist sehr angenehm denn sie kann damit gut leben, dass nicht alles so perfekt aussieht wie es aussehen „sollte“! Sie ist immer pünktlich beim Training (mit Ausnahme der üblichen internen Verzögerungen wie Interviews, Ton- und Kameravorbereitungen, etc.) was mir das Gefühl vermittelt, dass sie (Tanzen)lernen will. Ich frage mich gerade warum ich das überhaupt erwähne?? Antwort: Ich denke es könnte passieren, dass man Nora (wenn man sie nicht kennt) als „ e typisch“ abstempelt. Ich meine damit in Richtung Zickig, oder eigen, etc. Das ist sie gar nicht, oder nur in dem Maße wie auch ich oder andere Menschen eigen und („besonders“:)) sind!

Was tut sich beim Tanzen? Ihr Tanzstil ist sehr verborgen und ihr echt schwer zu entlocken, aber dafür bin ich ja da. Wir kommen Stück für Stück weiter und wenn es auch nur langsam vorangeht, wird es jeden Tag ein wenig mehr TANZEN!! Den Begriff langsam diesbezüglich zu verwenden ist meines Erachtens sowieso wieder einer dieser Denkfehler, von denen ich letztens geschrieben habe. Langsam bedeutet, dass es auch schneller vorangehen könnte und entlarve ich diese Denkweise nicht rechtzeitig, mache ich mir Stress. Im zweiten Training, am Mittwoch, hatten wir solchen Stress. Ich lasse es im Raum stehen ob ich Recht hatte oder nicht, aber ich hatte stark den Gedanken im Kopf, dass sich Nora nicht bemühen möchte und wir dadurch nicht von der Stelle kommen. Mich hat das geärgert. Wenn mich etwas ärgert versuche ich es anzusprechen bzw. auszusprechen (liebevoll…ich weiß, dass das komisch klingt, aber lest noch weiter..:)). Ihr könnt euch vorstellen, dass dies immer zu Spannungen führt, denen ich mich aber stellen möchte. Denn eines ist sicher: Spannungen bauen sich dadurch nicht auf, sondern ab. Es nicht anzusprechen und erst mal zu nehmen wäre in Normalsituationen sicher OK, aber in Anbetracht unserer Situation und der Tatsache, dass Stress und Spannung mit regelmäßigem Fortkommen nur größer bzw. mehr werden, hab ich mich dazu entschieden auszusprechen was ich denke. Ich möchte damit erneut betonen, dass es wichtig ist sich auf den Menschen und die Situation einzulassen und versuche dabei die aktuelle Situation nicht in Beziehung mit anderen (Situationen) zu setzen. Ganz ohne in Beziehung setzen geht es sicher nicht (bei mir zumindest) und das klingt auch sehr theoretisch, aber ich mach mir immer wieder bewusst, dass es nicht darum geht so „gut“ wie eine andere Person, ein anderes Paar zu werden, sondern in wenig Zeit viel aus einem Menschen herauszuholen und dies in Bezug auf diejenige/denjenigen selbst zu setzten. Glaubt mir, das ist so eine gute Möglichkeit zum Üben! Üben bei mir zu bleiben, üben relaxt zu bleiben usw. Ihr seht schon was man im Fernsehen alles lernen kann:)! Und zum Thema Ergebnis kann ich nur sagen: wenn jemand wirklich überhaupt nicht tanzen kann ist jede harmonische Bewegung, jede erlernte Tanztechnik oder einfach ein fließend getanzter Grundschritt ein riesen Ergebnis. Nora macht es mir leicht diese kleinen Erfolge zu bemerken und auch zu honorieren. Wir lernen gerade den Langsamen Walzer und jedes Mal, wenn wir in einen Tanzfluss kommen (also den Grundschritt harmonisch und „sanft“ aufs Parkett legen) dann schließt sie die Augen oder beginnt ganz natürlich zu lächeln. Selbstverständlich merke ich dass es gut läuft, erkenne zugleich aber eben auch an Noras (Gesichts-)Ausdruck, dass es ankommt. Sie bekommt allmählich ein Gespür dafür, wie es aussehen und vor allem sich anfühlen sollte. Man kann daran meine Einstellung dem Tanzen gegenüber erkennen. Ich denke dass jeder Mensch Tanzen lernen kann. Voraussetzung ist, dass dieser Mensch es auch lernen will. Denn wenn das fehlt, was man für gewöhnlich und im Allgemeinen Talent nennt, dann kann der Wille schon eine starke Wirkung haben. Stimmt der Satz womöglich: „…wo ein Wille, da auch ein Weg…“? Das kann ich nicht sagen, aber er (der Wille…wenn er überhaupt ein Mann ist :) ;) ) hat sicherlich eine große Auswirkung und vor allem in Situation wo es zum Beispiel ums Tanzen lernen geht. Was Noras wirkliche Intention ist, um bei Dancing Stars mitzumachen, kann ich nicht sagen. Aber ich traue mich leicht zögernd zu erkennen, dass Nora tanzen lernen möchte. Manchmal kommt sie mir wie ein kleines Mädchen vor, die es nicht kann, aber können möchte. Die herumtänzelt, sich dreht und einfach loslegen will. Das Wissen oder zumindest eine Vorstellung darüber zu haben, warum ein Mensch tut was er/sie tut, ist meiner Meinung nach von Vorteil. Bei Vorträgen – die ich immer wieder halte – stelle ich gerne die Frage: „Was denken sie, warum ihre Kunden zu ihnen kommen?“ Betrifft der Vortrag zum Beispiel TanzlehrerInnen bzw. TanzschulbesitzerInnen, dann lautet die Antwort häufig: „Ja weil sie/er tanzen lernen möchten!“ Ich lasse diese Antwort dann erst mal so im Raum stehen und beginne dann einige Gründe aufzuzählen, die ich im Laufe meiner Arbeit von „Tanzschülern“ gehört habe. Da sind Aussagen wie „…meine Frau wollte es unbedingt…“, oder „…in der Tanzschule kann man Mädels kennen lernen…“ nicht selten. Schnell wird dann klar, dass man als TanzlehrerIn auch bedenken „muss“ dass nicht alle aus dem einzigen und demselben Grund anwesend sind (in diesem Beispiel um Tanzen zu lernen). Diese Überlegung kann bei problematischen Situationen (vorherrschende Unruhe; wenig Konzentration; kein Tanzerfolg; etc.) behilflich sein, denn sie erleichtert das Verstehen. Ich kann verstehen, dass jemand ohne wirklichen Tanzwillen nur sehr schwer Tanzen lernen wird. Verstehe ich es, dann ärgert es mich (vielleicht) nicht. Zugleich wird das Verständnis, für das Vorhandensein unterschiedlicher Motivationen, zu einer Möglichkeit. Eine Möglichkeit die aufzeigen kann, dass jemand der gar nicht Tanzen lernen möchte trotzdem bereit ist zum Tanzunterricht zu kommen. Ich kann dann als „leidenschaftlicher“ Tänzer die Lust zu Tanzen in den Herzen erwecken und womöglich zugleich, oder genau deswegen an der Motivation jeder/jedes einzelnen arbeiten.

Wie sich das im Falle Dancing Stars die Siebte, Projekt Nora und Gerhard auswirken wird, wird sich zeigen. Für mich ist es in jedem Fall eine lehrreiche Zeit. Jetzt schon, denn ich merke, dass ich nicht stur ein vorgefertigtes Programm durchziehen kann, was auch nie meine Absicht ist. Doch möchte ich gut sein. Das werden jetzt viele von euch – die mich aus Workshops und Kursen kennen – sofort kritisieren. Stimmt´s :)!! Denn mit welchem Satz beginne ich meistens die Stunden: Versucht am besten nichts richtig, oder schön zu machen. Danke für die Erinnerung, ich nehme es mir gleich zu Herzen:)!! Ich erwähne dies aus dem Grund (besonders in Situationen, wo Menschen angeleitet werden etwas zu lernen, an sich zu arbeiten) weil der Gedanke daran perfekt zu sein so viel Verhindert. Mit „so viel“ meine ich vor allem das Sich-bewusst werden. Bewusst werden zum Beispiel in Bezug auf „…wo ich bin gerade…“, oder „…was mache ich gerade“…, denn wenn ich mir über solche Dinge Gedanken mache (also mich und meine momentane Situation reflektiere) dann konzentriere ich meine Aufmerksamkeit. Dieses Versammeln der Aufmerksamkeit hilft dabei das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. In meiner Trainingssituation mit Nora wäre das zum Beispiel die Tatsache, dass wir zwar in den nächsten vier Wochen eine Bühnentaugliche Fernsehshow auf die Beine stellen müssen, dabei aber auch die ganze Entwicklungsgeschichte eine Rolle spielt. Da es sich um eine Fernsehshow handelt, ist (anders als bei einem Tanzturnier) das Tanzergebnis nur eine Teil des Ziels und daher nur ein Teil der Aufgabe. Es geht gewisser Maßen auch um den Weg des Tanzen(lernen) und um alle dazugehörenden Aspekte die sich rund um dieses Thema drehen. Bei der TV-Show Dancing Stars sind solche „dazugehörenden Aspekte“ unter anderem das Vorstellen einer Persönlichkeit unter (ich sage mal) erschwerten Bedingungen. Ich sehe das Tanzen als eine der ursprünglichsten Betätigungen von uns Menschen und glaube daher, dass Beobachtungen die unter den gegebenen Bedingungen (also dem Zuschauen beim Tanzen lernen) gemacht werden, besonders aussagekräftigt sind. Wie verhält er/sie sich. Wie geht sie/er mit dem Stress, oder der körperlichen Herausforderung, etc. um. Ja, ihr werdet jetzt sagen, dass es auch immer darauf ankommt, wie das Medium Fernsehen dies zeigt und in wie weit solche Prozesse auch verändert (im Sinne kaschiert) werden. Aber schaut mal genau hin, dann werdet ihr sicher merken, wie nachhaltig das Tanzen (auch unter den TV-Bedingungen) sich auf viele der Teilnehmenden Prominenten auswirkt. Meine oben erwähnte Aussage: „…doch möchte ich gut sein…“, könnte also sehr leicht dazu führen, dass der Prozess des sich Veränderns nicht wirklich sichtbar wird. Getrieben von dem Zwang eine gute Show zu liefern, könnte das wirklich sehenswerte Aufblühen eines Menschen im Keim der Siegeslust ersticken. Darum werde ich mich bemühen ruhig und offen an die Sache heran zu gehen. Mal sehen ob mir das gelingt:)!!

Einen Gruß

G

1 comment on “Kein Stress”

  1. Christine

    Also krame in deinem Gedächnis und erinnere dich daran was du immer uns in den Workshops predigst. Ich freu mich jedenfalls für euch Beide … über eure kleinen Erfolge …. die sicher zu einem wunderbaren Auftritt führen.

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