Das zweite Training ist geschafft. Mirna ist auch wieder gekommen, was ein gutes Zeichen ist. Nein Scherz beiseite, es war wieder ein guter Trainingstag. Wir haben jetzt schon richtig schnelle Passagen durchgearbeitet und schön langsam bekommt unser Cha-cha-cha eine Form. Leider ist Mirna mittlerweile auch etwas angeschlagen und wir husten uns abwechselnd durch die Stunden, aber das ist der Job … trainieren, trainieren, trainieren, …
Vor dem Training nehme ich mir gerne etwas Zeit zum Abschalten. Ich höre Musik, lese ein Buch oder schau ganz einfach aus dem Fenster. Im ORF-Zentrum ist es doch immer wieder recht hektisch. Ich denke das kommt daher, dass nun einmal viele Menschen in vielen verschiedenen Bereichen agieren und alles ist immer nur einen Moment lang aktuell. Inmitten dieser Kurzlebigkeit einen Rahmen zu schaffen, indem wir ausreichend trainieren können, verlangt schon ein gewisses Maß an innerer Ruhe. Für mich ist das dann eine gute Übung. Es lenkt ganz schön ab, wenn jedes Wort aufgezeichnet und jeder Schritt gefilmt wird. Ich komme da schon (wenn ich nicht acht gebe) in einen gewissen Zugzwang, der mich dazu drängt, zu viel darüber nachzudenken, wie ich wohl, bei dem was ich tue, aussehe, anstatt darauf zu achten, was und wie ich es überhaupt mache. Ich meine damit, dass ich in diesen Situationen das Üben kann, was ich so oft in meinen Workshops und Seminaren meinen Teilnehmern und Teilnehmerinnen näher bringe und zwar: Bewusster zu werden! Bewusster für das was man tut, und dadurch auch bewusster dafür zu werden was andere tun. Die Umwelt lenkt uns ab, bietet uns ständig neue Eindrücke und vermittelt uns auch gerne ein Bild davon, wer wir sind. An einem ruhigen, besinnlichen Ort zu sich zu kommen und bewusster zu werden muss man genauso üben, fällt aber wahrscheinlich leichter als in einer hektischen Umgebung. In den nächsten Wochen, vielleicht Monaten werde ich mich mit Sicherheit oft in solchen Situationen befinden und dabei kann ich üben, bei mir zu bleiben und vor allem mich so oft als möglich wohl zu fühlen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie sehr das – zum Beispiel ein Training – beeinflussen kann.
Ein guter Spiegel, dieses Thema betreffend, war und ist mein Sohn Matteo. Komme ich nach Hause und nehme mir vor dem Heimkommen keine Zeit dafür, erlebte Stresssituationen und Hektik abzulegen und mir meiner bewusst zu werden, dann überträgt sich das sofort auf Matteo. Am Anfang, als er noch nicht Laufen und Sprechen konnte, er also noch ein richtiges Zwergerl war und noch halb in den Wolken schwebte, hat er, sobald ich ihn in den Arm genommen habe sofort begonnen zu weinen. Jetzt zeigt er mir, das schon etwas „erwachsener“ (sehr provokante Aussage:)) und ignoriert mich oder macht Sachen bei denen ich niemals darauf schließen würde, dass dies von meiner Unruhe herrührt. Er wirft dann halt ein großes Auto auf den Boden (ich meine so, dass es schön knallt) oder er nimmt beispielsweise unsere Klangschale und schlägt verkehrt herum darauf, etc. . Wenn er älter wird, wird er bestimmt fast gar nicht mehr darauf nach außen reagieren und es mit sich, in sich drinnen ausmachen. Und wenn er erwachsen ist, wird er sagen: „Hallo Papa, fein dass du da bist;)“. Ich werde schon wieder provokant und a bissal frech, aber ich glaube nun mal, dass man mit der Zeit übersieht, wie wichtig es ist, bewusster zu werden und wir – dass ist mir sehr wichtig – umso älter wir werden, auch übersehen auf solche Unbewusstheit zu reagieren und sie schlussendlich als selbstverständlich hinnehmen. Ihr seht schon, was ich alles bei meiner Arbeit beim Fernsehen lerne.
Nun habe ich wieder ganz schön ausgeholt.
Bis zum nächsten Mal
G