Heute ist es wieder mal so weit. Jetzt sind wir noch fünf Paare. Die Möglichkeit raus zu fallen ist nun ziemlich groß und dadurch steigt die Spannung im Team auch ganz schön an. Aber nicht nur das Rausfallen stresst. Zwei Tänze sind jetzt schon eine Herausforderung. Für mich bedeutet das jetzt mehr entspannen als sonst. Das klingt etwas widersprüchlich, aber der Stress ist – meiner Meinung nach – nicht unbedingt schädlich, wenn wir darauf achten das wir den Spannungs-Zeiten mit Entspannungs-Zeiten begegnen. Dazu ist es nötig ein oder zwei Trainings schon mal etwas strenger anzugehen. Das erste kleine Erfolgserlebnis lässt nicht lange auf sich warten. Die Choreographie zum Beispiel sitzt dann schon so ungefähr. Zumindest so weit, dass wir wissen was wir zu tun haben. Die wichtigste Arbeit für mich kommt danach. Das „WAS“ wir tanzen wird durch das „WIE“ wir tanzen ergänzt. Nun ist Platz, Bewegungen auszustanzen – oder wie ich im letzten Brief bereits erwähnt habe – zu verstärken.
Mit diesem Verstärken – um es noch mal zu beschreiben – meine ich, dass Bewegungen, Abläufe, Schritte und vieles mehr sichtbarer gemacht werden. Sichtbarer im Sinne von klar erkennbar. Na super, ein Wort beschreibt das nächste:)…..ich versuche es anders. Stellt euch vor, die Aufgabe lautet einige Schritte nach vorne zu gehen und dabei eine gefühlvolle, angespannte beinahe sehnsüchtige Stimmung entstehen zu lassen. Der Körper soll dabei nicht aufhören sich zu bewegen, und man darf bereits erahnen, dass da noch etwas kommt oder noch jemand da ist zu dem es mich regelrecht hinzieht. Das beschreibt in etwa unseren Anfang in der Rumba.
So nun zum Verstärken. Erst schaue ich einmal was schon da ist. Was kommt von selbst und wie sieht das aus. Sind die Bewegungen ästhetisch und die technische Ausführung muss beim Tanzen ja auch noch berücksichtigt werden. Im Grunde entsteht damit eine natürliche und fließende Folge von Ereignissen. Wenn alles, ich sage jetzt mal einverleibt ist, dann machen wir uns ans Verstärken. Jede Bewegung wird dann so getanzt, dass man sie bis in die letzte Reihe sehen kann. Auch wenn man vor dem Fernseher ohne hin eine Großaufnahme sieht, ist es trotzdem nötig, jedes Detail bis in die letzte (Körper-)Faser zu tanzen. Speziell Gefühlsregungen kann man mit einem optischem Zoom nicht vergrößern oder verkleinern. Da ist es schon nötig Gesten und Bewegungen – die eventuelle Gefühlszustände ausdrücken sollen – von innen heraus entstehen zu lassen. Also nicht lachen und dadurch freundlich aussehen, sondern sich freundlich fühlen und dadurch lachen. Ihr denkt vielleicht, dass das jetzt schon zu weit geht, aber das denke ich nicht.:)
Vergesst nicht, an welchen Punkt wir oben waren. Entspannen folgt auf Anspannen. Wenn ich jetzt mein Training so Aufbaue, dass unsere Körper entspannt und ich sage mal offen ist, dann ist es nicht schwer Gefühlsregungen zu erzeugen und diese auch bewusst auszudrücken. Man muss nicht Stress und Druck verbergen, sondern kann einfach der / die sein, der / die man gerade ist und der Zuschauer sieht einen echten Menschen, der (natürlich so gut es in Anbetracht der stressigen Auftrittssituation möglich ist) das ausdrückt, was gerade in einem vorgeht. Das umzusetzen ist echt schwer und ich selbst arbeite ständig daran. Aber das interessante bei dieser Arbeit ist nicht die erfolgreiche Bestätigung, die ich dann eventuell bei einem Auftritt bekomme. Nein, es ist das Arbeiten – an mir und an dem Menschen den ich gerade betreue – selbst. Das was ich da schreibe gehört mit unter zu meinen Grundeinstellungen und Überzeugungen. Ich arbeite – wenn ich mit Menschen zu tun habe – meistens in diese Richtung. Und ein Auftritt vor großem Publikum ist nicht unbedingt der Anlass an sich zu arbeiten. Oft sind es ganz andere Motivationen die Menschen dazu bringt. Das eine Mal geht es um einen Auftritt, das andere Mal einfach darum eine bevorstehende Gesprächssituation z. B. in der Arbeit (mit dem Chef) zu lösen. Manchmal möchte jemand selbstbewusster werden und sein Vertrauen in sich stärken und dann will ein Mensch sich einfach gut fühlen. Was auch immer der Grund ist etwas zu tun, etwas zu verändern, es lohnt sich (und das schreibe ich immer wieder in meinen Briefen) solche Dinge zu beachten. Solche Dinge?? Ja eben zum Beispiel das Verstärken. Wenn es darum geht Bewegungen oder Gefühlsregungen zu verstärken, kommt man nicht drum herum, sich mit der – ich nenne es jetzt mal „Quelle“ – auseinanderzusetzen. Woher kommen Bewegungen und Emotionen. Wie äußern sie sich. Welche Gefühle erlebe ich gerade und was möchte ich eigentlich. Wie zeigt mein Körper ob ich traurig, glücklich, angespannt oder zufrieden bin. Und so weiter. Natürlich kann ich nicht sofort, von Anfang an mit diesen Dingen arbeiten. Ein Körper ist ja auch nicht sofort dazu bereit alle möglichen Kunststücke und Übungen um zusetzten. Auch im Training mit Mirna – obwohl sie Sportlerin ist – war es auch nicht möglich sofort mit Hebefiguren oder Spagat, etc. zu beginnen. Sie, wir mussten vorerst Abläufe trainieren, damit sich der Körper langsam daran gewöhnen kann. Man könnte es sicherlich durchpressen, aber entspannt wäre dies sicher nicht. Ein wenig dehnen, Körperarbeit und der gleichen machen es rasch möglich, verschiedene Kunststücke zu zeigen.
Wichtig dabei ist: Hineinschauen. In meiner Tätigkeit ziele ich von Beginn an in diese Richtung ab, auch wenn ich wie gesagt nicht sofort mit allen möglichen Übungen beginnen kann. Es hat für mich eine rückwirkende Doppelwirkung. Wie klingt denn das nun wieder:). Ich meine damit, dass diese Art an sich zu Arbeiten aus einer einfachen Tätigkeit wie zum Beispiel das Körpertraining, eine kleine Lebensphilosophie macht die damit mehr erreichen kann (tiefer gehen kann) als einen ästhetischen, beweglichen Körper. Rückwirkend kommt es aber eben erst durch diese Art von „Selbst-Training“ zu richtig tollen Ergebnissen. Zu gerade solchen Ergebnissen, die man selbst spürt und die nicht mehr zu übersehen (überfühlen:)) sind.
So, jetzt ist es raus. Nun muss ich aber los. Also, wir sehen uns vielleicht später im TV. Ich werde euch kurz zuwinken, dass ihr auch wisst, dass ich es bin :) Einen lieben Gruß. Aja…… Voten ist jetzt echt das non plus Ultra:):)!! Danke.
G
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