Der letzte Brief betreffend Dancing Stars hat nun etwas länger gedauert. In der Zwischenzeit ist unser Sohn Matteo zur Welt gekommen. Ihr werdet sicher nachvollziehen können, dass ich in dieser Zeit beinahe pausenlos mit Tanja und Matteo meine Zeit verbracht habe. Es ist mir so leicht gefallen mein Handy, meine E-Mails, etc. etwas zu vernachlässigen und einfach Mal nur zu lebenJ
Nach unserem (Maggis und meinem) Ausscheiden bei Dancing Stars hat sich auf eins zwei drei eine große Entspannung breit gemacht. Maggi und ich sind nicht unbedingt froh gewesen, haben aber unser Ende im ORF- Ballroom gut angenommen. Es waren noch einige Termine zu erledigen (Interviews, Fotoshootings, …) die wir ganz stressfrei erledigt haben und den Rest der Zeit in Wien (das waren noch ca. 5 Tage) haben wir einfach genossen. Wir sind mit unseren Familien in den Burggarten gegangen, haben uns zum Essen verabredet und haben einfach relaxt. Natürlich war die intensive Probenzeit in den letzten zwei Monaten ein latentes Gesprächsthema. Das waren beinahe zwei Monate tägliches stundenlanges Training, etliche Fotoshootings und Interviews waren sowieso an der Tagesordnung. Natürlich haben wir mindestens 1000 Mal J darüber gesprochen wie dankbar wir euch allen sind, denn ohne eure tatkräftige Unterstützung hätten wir niemals fünf Runden geschafft. DANKE
Jetzt, wo ich wieder in Tirol bin und bereits einige Schulen besucht und viele andere Menschen getroffen habe ist mir erneut bewusst geworden, wie viele Menschen ihr Telefon (nicht nur Freitagabend) bereitgehalten haben. Ich kann nur wieder sagen, dass mich das echt umgehauen hat!!!!!
Einmal gab es ja noch einen Dancing Stars Termin. Das Finale am 15. Mai. Es war interessant, nach einigen Wochen Pause, wieder in das ORF Studio zurückzukehren. Ich habe viele der Menschen dort richtig gerne wieder getroffen. In der Zeit beim ORF sind wir alle doch ein wenig zusammengewachsen. In den Pausen oder Gesamtproben wurde viel philosophiert, manchmal geheult und viel gelacht. Das sind doch alles Dinge, die Menschen ganz schön verbinden. Im Finale hatten wir Profitänzer mit Vinzens Bueno zusammen einen Auftritt bei dem wir Jive getanzt haben. Dafür hatten wir noch ein wenig Probenaufwand. Die restlichen Proben hielten sich in Grenzen. Da jedes Promi-Profi
Paar sich einen Tanz aussuchen hat können, nahm jeder den Lieblingstanz und dieser musste nicht mehr großartig geprobt werden. Intensiv waren da eher die Gesamtproben, bei denen man als ausgeschiedenes Paar beinahe die ganze Zeit nur zugesehen und herumgesessen hat. Doch war ich sehr froh um diesen Finaltermin. Ich hatte dadurch die Möglichkeit fast wie in einem Ritual diese sehr sehr intensive Zeit abzuschließen. Wie beim Tanzen. Jeder Choreographieteil, Figurenablauf, oder einfach nur ein Schritt der keinen klaren Anfang und eben keinen klaren Abschluss hat bleibt irgendwie leer und verloren. Mit dieser Finalshow gab es diesen Abschluss. Wieder alle zusammen – wie am Anfang – euphorisch und die meiste Zeit gut drauf. Gemeinsam erkennen, dass jeder Teilnehmer in gewisser Weise Sieger ist, da er ja teilgenommen hat und zugleich ein mehr oder weniger Verlierer, da es zur Teilnahmebedingung nun Mal dazugehört auszuscheiden. Es ist schon beeindruckend zu beobachten, wie eine solche Dynamik Menschen ganz einfach und schnell verbindet. Wenn Gefühle/Emotionen entstehen und auch ausgedrückt werden ist das etwas Großartiges. Der Wunsch zu siegen und die Angst zu verlieren stehen dann nicht mehr auf der ersten Position. Wir waren alle Dancing Stars und haben es genossen….
Ich mag es über diese Dinge nachzudenken. Gerade beim Tanztraining hilft es mir nicht zu vergessen, dass wir neben leistungsorientierten und nach Perfektion strebende Wesen auch noch fühlende Menschen sind. Beim Tanzen finde ich mich oft in einem gestressten Zustand wieder. Genauigkeit, Hochleistung, Schnelligkeit, Schönheit, etc. sind Begriffe die diesen Stress auslösen. Dies hat auch seine Berechtigung denn die körperliche Komponente ist beim Tanzen besonders groß. Dennoch ermahne ich mich selbst nicht zu vergessen, dass es immer auch um Zwischenmenschlichkeit und um Gefühle geht. Mindestens im gleichen Maße wie um die anderen Dinge (ich denke sowieso noch viel mehrJ). Im Grunde sind es die Gefühle die zählen. Ich sehe in meiner Trainertätigkeit und in meinen pädagogischen Projekten oft, dass ein Jugendlicher – der gerade verliebt ist – nicht gerade viel Interesse an technischem Training oder Lernen, etc, hat. Seine Gefühle sind nun Mal stärker. Ich beobachte auch oft Kinder beim Spielen. Alles ist bestens bis sich ein Kind irgendwie verletzt. Sich anstößt, hinfällt etc. Ab diesen Zeitpunkt zählt nur noch das Gefühl von Schmerz. Wie und warum ist egal, es tut weh und das muss raus. Noch direkter sehe ich es bei unserem Sohn Matteo. Wenn das Gefühl von Hunger kommt, ist alles andere vollkommen egal. Das Gefühl „Hunger“ ist da, sofort wird darauf reagiert (mir summen schon wieder die Ohren:)). Ich hole meistens ganz schön aus, wenn ich herum philosophiere, aber genau solche Gedanken helfen mir ein Training ausgeglichen zu gestalten. Es verändert meine Grundeinstellung und dadurch auch mein Verhalten. Mit Maggi habe ich auch oft und relativ viel (so oft es unsere Arbeit zugelassen hat) über solche Dinge geredet. Ich habe den Eindruck gehabt, dass dies ebensoviel bewirkt hat wie das „harte“ technische Training.
Abschließend danke ich euch für die Geduld, denn dieser Blog betreffend Dancing Stars hat ein wenig gedauert. Ich werde euch natürlich auf dem Laufenden halten, was sich in meiner Gedankenwelt so abspielt und wenn es euch interessiert, schaut rein.
Hochachtungsvoll mit Knix…:-)
Gerhard